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AutorenbildJolanda Giardiello

Was sind Solmisationssilben und woher stammen sie?

Aktualisiert: 16. Okt. 2020

Solmisation ist eine Methode bei der eine Melodie mit bestimmten Tonsilben, den Solmisationssilben, unterlegt wird. Durch diese Silben kommen die Melodieintervalle zum Ausdruck. Man kann damit gleichzeitig unbekannte Melodien einüben und sich einfacher einprägen, aber auch das Gehör trainieren. Dies ist ein Grund, wieso diese Methode seit ihren Ursprüngen im Frühmittelalter breite Anwendung gefunden hat und immer noch heute verwendet wird. Die Solmisationssilben in der heutigen Form wie wir sie kennen, nennt man DO-RE-MI-FA-SOL-LA-SI.


Die Entwicklung dieser Methode verdanken wir dem italienischen Benediktinermönch Guido D’Arezzo (ca. 992-1033). Er war unter anderem auch Gesanglehrer und Musiktheoretiker. In jener Zeit suchte er eine Lernhilfe, mit dem sich die Mönche die Gregorianischen Gesänge besser und schneller einprägen konnten, da das Erlernen eines "Repertoires" bis zu zehn Jahren Lernzeit benötigte.

Die Solmisationssilben gewann er aus den ersten sechs Halbversen der Johannes-Hymne „Ut queant laxis“, dessen Text aus der Zeit um 800 stammt:

Dieser Gregorianische Choral ist in der sogenannten Quadratnotation notiert. Die Notenschrift bestand aus viereckigen Noten, daher der Name. Dieses Notationssystem bestand aus nur vier Notenlinien und ist im F-Schlüssel notiert, der damals so aussah:




Die Melodie beginnt demnach auf die Note C. Mit diesem Notationssystem war es zwar damals möglich, eine Tonhöhe zu notieren, Angaben zur Länge der Töne waren aber kaum vorhanden. Eine rhythmische Differenzierung war bei dieser Art Notation auch nur angedeutet. Diese ergab sich einerseits durch die Kombination der verschiedenen «Noten-Bündel» (diese heissen Neumen und es gibt verschiedene Kombinationen, bzw. Figuren davon), anderseits durch das Dirigieren des Chorleiters. Die verschiedenen horizontalen Linien im Notensystem bezeichneten verschiedene Arten von Pausen. Je länger der Strich, desto länger die Pause. Aber auch hier war dessen Umsetzung dem Gefühl des Dirigenten überlassen. Der Doppelstrich am Ende des Notensystems bezeichnete die Schlusspause.


Aber schauen wir uns nun die Anfangssilben der Hymne genauer an:

UT queant laxis REsonare fibris MIra gestorum FAmuli tuorum SOLve poluti LAbii reatum

Sancte Johannes Die daraus gewonnenen Silben hiessen demnach "UT-RE-MI-FA-SOL-LA." Der Text bedeutet so viel wie: "Damit die wunderbaren Taten mit gelösten Stimmbändern erklingen können, löse von deinen Dienern die befleckten Lippen der Schuldigen, heiliger Johannes" (freie Ü.d.A). Es mag wohl kein Zufall sein, dass Guido d’Arezzo genau diese Hymne auswählte. Die Reihenfolge der Silben, entspricht genau der Folge der ersten sechs Tönen der heutigen Durtonleiter, nämlich C-D-E-F-G-A. Damals hiess jedoch eine Tonleiter Hexachord, da sie aus einer Sechstonreihe bestand. Es gab drei Arten davon, nämlich das "hexachordum durum" (G-A-H-C-D-E), das "hexachordum molle" (F-G-A-B-C-D) und das "hexachordum naturale" (C-D-E-F-G-A), woraus die Solmisationssilben entstammen. In jedem Hexachord sind die mittleren Töne einen Halbton voneinander entfernt. Das Hexachord war in der Zeit von Guido D’Arezzo die Solmisationseinheit, bzw. der Tonvorrat, auf dem im frühen Mittelalter die Musiktheorie gründete. Mit diesen drei Hexachorden konnte man wie in einer Art Baukasten-System den ganzen Tonumfang der mittelalterlichen Musik abdecken. Mit der Erweiterung des Tonvorrats und der Weiterentwicklung der Musiktheorie wurde im 16. Jahrhundert die letzte Solmisationssilbe "SI" hinzugefügt, die aus der gleichen Hymne durch die Zusammenführung der Anfangsbuchstaben von "Sancte Johannes" gewonnen wurde. Im 17. Jahrhundert wurde dann die Silbe "UT" in "DO" umbenannt, weil es aus musikalischen Gründen klangvoller und singbarer ist. Dies ist nur eine Skizzierung der Entstehung der Solmisationssilben. Dieses Thema ist aber besonders wichtig, um den Zusammenhang zu den Solfeggio-Frequenzen zu verstehen, worüber ich zu einem späteren Zeitpunkt berichten werde.


Jolanda Giardiello


Quellennachweis:


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